Pressemitteilung: Asbest-Angst in Schöneberg (Update)

Pressemitteilung: Asbest-Angst in Schöneberg – Mieter-Kritik an Investor und Bezirksamt

Am heutigen Montag soll in der Gleditschstraße in Berlin-Schöneberg die umstrittene Modernisierung beginnen. Zum Auftakt ist geplant, am Haus mit den Nummern 69 und 67 die Balkone abzureißen. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass Asbest frei wird, wie betroffene Mieter herausgefunden haben. [Die] Balkonverkleidung und Balkonkästen sind [ist] mit Asbest belastet. Das bestätigen ein schriftliches Gutachten und Laborproben. Nachdem Investor und Bezirksamt in den vergangenen Monaten auf Hinweise zu einer möglichen Asbestbelastung nicht reagiert haben, hat die Mietergemeinschaft Gleditschstraße auf eigene Kosten einen Asbest-Gutachter bestellt.

Erst nach Mieter-Gutachten informiert Investor über Asbest-Gefahr

Die Mieter waren vom Investor zuvor lediglich über die anstehenden Abrissarbeiten informiert worden. Zur möglichen Gefahr durch Asbest gab es keinerlei Hinweise – auch nicht durch das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, das durch einen ähnlichen Fall am Barbarossaplatz eigentlich sensibilisiert sein müsste. Erst als die Mietergemeinschaft den Investor und das zuständige Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (LAGetSi) über das Gutachten informiert hatte*, gab es eine Reaktion: Per Aushang wurden die Mieter am 29. Juli 2015 auf die „Demontage von asbesthaltigen Bauteilen“ hingewiesen und aufgefordert, die „straßenseitigen Fenster geschlossen“ zu halten und nur die „hofseitigen Eingänge“ zu nutzen.**

Noch mehr Asbest in der Gleditschstraße?

Unklar ist, ob die beauftragte Fachfirma nun auch alle Lüftungs- und Kühlungsschächte absichert – und ob es in den insgesamt 117 von der Modernisierung betroffenen Wohnungen weitere Asbest-Bauteile gibt. Die Mietergemeinschaft hat den Investor aufgefordert, dies vor Beginn der weiteren Bauarbeiten zu prüfen und hat die zuständigen Behörden wie das Landesamt und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg umfassend informiert.

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Ergänzung am 03.08.2015, 13.20 Uhr:
(am 24. Juli 2015)

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Ergänzung am 03.08.2015, 13.20 Uhr:
Außerdem wurde der Beginn der Abriss-Maßnahmen offenbar spontan um eine Woche vom 27. Juli auf den 3. August verschoben – und erst dann, gerade noch fristgerecht für den neuen Termin, beim Landesamt angemeldet.

Update vom 03.08.2015, 13.35 Uhr:
Der Abriss hat begonnen. Die Fachfirma hat die Lüftungs- und Kühlungsschächte trotz entsprechender Hinweise durch die Mietergemeinschaft nicht abgesichert. Augenzeugen berichten, dass zudem einzelne Balkonverkleidungen direkt am Gehweg zersägt wurden. Somit würden Mieter und Passanten unnötig gefährdet. *** Das Bezirksamt hält sich für nicht zuständig und verweist besorgte Mieter lediglich auf das Baubüro des Investors.

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Ergänzung am 11.08.2015, 15.30 Uhr:
Laut Investor hat die ausführende Firma zum Augenzeugenbericht wie folgt Stellung genommen: „… selbstverständlich wurden keine Asbestplatten ‚zersägt‘, weder durch die [Name entfernt; Anm. d. Red.] noch durch uns. Gründe für eine derartige Vorgehensweise würden sich mir auch nicht erschließen. Lediglich die Holzplatten und -lattungen zum Herstellen der Türsicherungen wurden vor Ort zugeschnitten. Dies dürfte aus meiner Sicht unbedenklich sein. Im Übrigen wurde keine asbesthaltige Platte in irgendeiner Form gebrochen oder zersägt. Es wurden lediglich die Niet- und Schraubverbindungen auf der Metallkonstruktion getrennt und die einzelnen Platten unversehrt abgenommen, fachgerecht verpackt und entsorgt. Auch uns erschließt sich nicht der Sinn, die ca. 80 x 90 cm eingepackten Platten am Gehweg auszupacken und zu zersägen.“

Chronologie:

21. Juli 2015

  • Investor/Hausverwaltung fordert Mieter auf, „ggfs. am Geländer angebrachte Blumenkästen zu entfernen“ (Blumenkästen laut Gutachten [Gutachter mit „höchster Wahrscheinlichkeit“ ebenfalls] mit Asbest belastet!)

24. Juli 2015

  • Mietergemeinschaft informiert Investor u. a. über Asbest-Gutachten/Labor-Ergebnisse
  • Landesamt bestätigt Vormeldung von Asbest-Arbeiten und noch fehlende Anmeldung einer Fachfirma

27. Juli 2015

  • ursprünglich geplanter Start-Termin für Abrissarbeiten
  • Fachfirma meldet dem Landesamt die Asbest-Arbeiten ab 3. August

29. Juli 2015

  • Investor/Hausverwaltung informiert Mieter per Aushang über neuen Start-Termin und Asbest

3. August 2015

  • Start der Abrissarbeiten

mit gekennzeichneten Korrekturen vom 03.08.2015, 20.15 Uhr
Beispiel für eine KorekturKorrektur [und Ergänzung]

Ein Gedanke zu „Pressemitteilung: Asbest-Angst in Schöneberg (Update)

  1. Per Aushang wurden AUSSCHLIEßLICH die Mieter DER GLEDITSCHSTRAßE 67 /69 am 29. Juli 2015 auf die „Demontage von asbesthaltigen Bauteilen“ hingewiesen und aufgefordert, die „straßenseitigen Fenster geschlossen“ zu halten und nur die „hofseitigen Eingänge“ zu nutzen.
    – meines Wissens
    – umliegende Anwohner wurden nicht informiert
    – VGF.

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